Handwerkskunst

Was so einfach aussieht, erfordert Erfahrung und Materialkenntnis: Die Borsten dürfen auch nach jahrelangem Gebrauch nicht aus den Bohrungen rutschen – eines von vielen Qualitätskriterien, die handgearbeitete Bürsten von der Massenware aus Billiglohnländern unterscheiden. Philosophische Betrachtungen über die Sinnhaftigkeit eines Handwerks, das bleibende Werte schafft, sind der resoluten Regensburgerin gleichwohl fremd. Von Leidenschaft spricht sie vielmehr und der Genugtuung, „etwas Praktisches herzustellen, was auch noch schön aussieht“.

Buersten-Ernst-Regensburg-Handwerkskunst

Bürsten und Besen: Das sind Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs – die aus Regensburg halten oft ein Leben lang. Naturborsten bürsten eben besser: Das gilt für Handfeger ebenso wie für Haarbürsten. Wer schon einmal versucht hat, mit einem Billig- Handfeger Staub zusammenzukehren, dürfte mit dem Ergebnis nicht sonderlich zufrieden gewesen sein: Die Kunststoff-Borsten wirbeln den Schmutz auf und schleudern ihn weg. Rosshaarborsten hingegen kehren ihn weich und wirkungsvoll zusammen. Auch feines Ziegenhaar bindet Staub – es gibt tatsächlich nichts Besseres, um Möbel, Lampenschirme und Bücher davon zu befreien. Die beiden Damen vom Bürsten-Ernst stellen Ziegenhaar-Bürsten in den verschiedensten Varianten her; neben Schuhputz- und Glanzbürsten werden sie am meisten gekauft.

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Pflegehinweise erhält der Kunde gratis dazu: „Ziegenhaar verfilzt und verliert seine Standkraft, wenn man es wäscht“, erklärt Caroline Jäger. „Es genügt vollkommen, die Bürste nach Gebrauch eine Viertelstunde ruhen zu lassen und dann auszuschütteln.“ Muss eine Bürste doch mal gewaschen werden, dann bitte mit rückfettender Kernseife.

Die gibt es natürlich auch bei Bürsten- Ernst – ebenso wie zahlreiche andere Reinigungs- und Pflegemittel, die man in einem modernen Drogeriemarkt vergeblich suchen würde: die Haarseife von Haslinger, die Handcreme mit Rügener Dreikronenkreide, die Ledersohlenpflege von Tapir.

Für die eigenen Bürsten, die auf Wunsch auch individuell angefertigt werden, verwenden die beiden „Ernst“-Damen Wildschweinborsten aus Chungking, feinstes Ziegenhaar, aber auch Pflanzenfasern: Kokos aus Sri Lanka, mexikanische Reiswurzel oder Fibre – die Blattfaser der Agave.

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Um das Rosshaar hingegen kümmern sie sich von Anfang an selbst: Jeder einzelne Schweif wird schonend gewaschen, getrocknet und gekämmt. Manchmal, während Caroline Jäger das Rosshaar durch den Eisenkamm zieht, steht die 9-jährige Sophie neben ihrer Mutter und schmirgelt mit sichtlichem Vergnügen Holz- Rohlinge ab, um sie anschließend mit Bienenwachs einzulassen. Massage-, Wurzel- und Hackstockbürsten kann das aufgeweckte Mädchen übrigens schon längst voneinander unterscheiden.